Der Begriff Retard (von lateinisch retardare = „verzögern“) bezeichnet eine besondere Form von Arzneimitteln, bei denen der enthaltene Wirkstoff nicht sofort, sondern langsam und über einen längeren Zeitraum hinweg freigesetzt wird. Diese verzögerte Freisetzung sorgt dafür, dass der Wirkstoff gleichmäßig im Körper wirkt – und nicht schlagartig.
Wie funktionieren Retardpräparate?
Retardmedikamente – insbesondere in Form von Tabletten oder Kapseln – besitzen eine spezielle Hülle oder Beschichtung, die ihre Auflösung im Magen verzögert. Dadurch wird die Wirkstofffreisetzung zeitlich gesteuert. Diese galenische Technik schützt den Wirkstoff vor der Magensäure und sorgt dafür, dass er erst im Dünndarm oder weiter hinten im Verdauungstrakt freigesetzt wird.
Im Inneren der Retardkapseln befinden sich oft kleine Wirkstoffpellets oder Granulate, die sich nach und nach öffnen. Dadurch wird der Körper über mehrere Stunden hinweg gleichmäßig mit dem Wirkstoff versorgt.
Verschiedene Freisetzungsprofile
Retardpräparate müssen nicht immer auf dieselbe Weise wirken. Die Freisetzung kann:
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mit konstanter Geschwindigkeit erfolgen,
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sich schrittweise verlangsamen oder
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zeitverzögert einsetzen (z. B. nach mehreren Stunden).
So lässt sich die Wirkung exakt an den therapeutischen Bedarf anpassen.
Wann werden Retardmedikamente eingesetzt?
Je nach Art der Erkrankung oder des Therapieziels ist eine verzögerte Wirkstofffreisetzung besonders sinnvoll – zum Beispiel dann, wenn ein gleichbleibender Wirkstoffspiegel im Blut angestrebt wird. Typische Anwendungsbereiche sind:
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Blutdrucksenkung
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Hormonersatztherapie
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Schmerzbehandlung (Analgetika)
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Epilepsiebehandlung (Antikonvulsiva)
Gerade in der Schmerztherapie ist eine anhaltende, gleichmäßige Wirkung entscheidend. Eine sofortige Freisetzung würde lediglich zu kurzfristiger Schmerzlinderung führen. Retardpräparate sorgen dagegen für eine kontinuierliche Schmerzkontrolle – ein großer Vorteil für die Lebensqualität der Patienten.
Retard – die wichtigsten Fakten im Überblick
- Herkunft: von retardare (lat.) = „verzögern“
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Definition: Arzneiform mit verzögerter Wirkstofffreisetzung
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Formen: Retardtabletten, Retardkapseln
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Ziel: gleichmäßige und anhaltende Wirkung
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Typische Einsatzgebiete: Schmerztherapie, Bluthochdruck, Epilepsie, Hormontherapie
Retard – Bedeutung auf einem Blick
- von lat. retardare ‚verzögern‘
- bezeichnet eine Arzneiform, bei der der Arzneistoff verzögert freigesetzt wird
- Synonyme: Retardierung, Retardtabletten, Retardkapseln
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