Beim Gedanken an Arzneimittel konzentrieren sich viele Menschen auf den Wirkstoff – also den Bestandteil, der direkt gegen eine Krankheit hilft. Doch kaum jemand denkt an die unsichtbaren Helfer im Hintergrund: Hilfsstoffe. Sie sind zwar nicht aktiv wirksam, aber für die Herstellung, Stabilität und Wirkungssicherheit eines Medikaments unerlässlich.

Hilfsstoffe – Mehr als nur „Füllmaterial“

Hilfsstoffe, auch Exzipientien genannt, sind Bestandteile eines Arzneimittels, die keine pharmakologische Wirkung haben. Ihre Aufgabe ist es nicht, eine Krankheit zu behandeln, sondern dafür zu sorgen, dass der Wirkstoff überhaupt wirksam, sicher und in der gewünschten Form verabreicht werden kann. Ohne Hilfsstoffe wäre es oft gar nicht möglich, ein Medikament in Tabletten-, Tropfen-, Salben- oder Injektionsform herzustellen.

Wozu werden Hilfsstoffe gebraucht?

Hilfsstoffe übernehmen vielfältige Funktionen, die je nach Arzneiform sehr unterschiedlich sein können. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen:

  • Formgebung: Sie ermöglichen die Herstellung von Tabletten, Kapseln oder Salben.

  • Stabilisierung: Sie schützen den Wirkstoff vor Zerfall durch Licht, Feuchtigkeit oder Sauerstoff.

  • Löslichkeit und Freisetzung: Sie helfen dabei, dass sich der Wirkstoff im Körper richtig verteilt oder gezielt freigesetzt wird (z. B. in magensaftresistenten Tabletten).

  • Geschmack und Geruch: Gerade bei Kindern sind Aromastoffe und Süßungsmittel entscheidend, um die Einnahme zu erleichtern.

  • Konservierung: In flüssigen oder halbfesten Arzneimitteln verhindern Konservierungsmittel das Wachstum von Keimen.

Beispiele für häufig verwendete Hilfsstoffe

Es gibt Tausende verschiedener Hilfsstoffe, einige davon kommen besonders häufig vor:

  • Lactose (Milchzucker): Trägerstoff in Tabletten, kann aber bei Menschen mit Laktoseintoleranz Probleme verursachen.

  • Magnesiumstearat: Dient als Gleitmittel bei der Tablettenherstellung.

  • Gelatine: Wird für Kapselhüllen verwendet.

  • Mikrokristalline Cellulose: Dient als Füllstoff und sorgt für die richtige Tablettenkonsistenz.

  • Sorbitol oder Mannitol: Süßstoffe mit gleichzeitigem feuchtigkeitsspendendem Effekt.

  • Benzalkoniumchlorid: Konservierungsmittel, z. B. in Augentropfen.

Warum Hilfsstoffe trotzdem wichtig sind

Auch wenn sie keine direkte therapeutische Wirkung haben, können Hilfsstoffe durchaus gesundheitsrelevant sein. Manche Menschen reagieren empfindlich auf bestimmte Zusatzstoffe, z. B. auf Konservierungsmittel, Farbstoffe oder Zuckeralkohole. Deshalb müssen sie in der Packungsbeilage angegeben werden. Für Allergiker, Diabetiker oder Menschen mit Unverträglichkeiten ist diese Information besonders wichtig.

Rechtliche Vorgaben und Qualitätskontrollen

Hilfsstoffe unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben. In Europa müssen sie von der Europäischen Arzneibuchkommission zugelassen und in standardisierter Qualität verfügbar sein. Pharmahersteller dürfen nur Hilfsstoffe verwenden, die auf ihre Sicherheit, Reinheit und Kompatibilität mit dem Wirkstoff geprüft wurden.

Zudem müssen alle Hilfsstoffe in der Packungsbeilage und oft auch auf der Verpackung aufgeführt werden – aus Gründen der Transparenz und Patientensicherheit.

(Stand: 18. April 2025)

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