Infektionen mit Streptokokken, insbesondere der Gruppe A, können Symptome verursachen, die viralen Erkrankungen ähneln. In solchen Fällen kann ein Schnelltest auf Streptokokken der Gruppe A klären, ob eine antibiotische Therapie notwendig ist.
Was sind Streptokokken?
Streptokokken sind kugelförmige Bakterien, die in Ketten oder Paaren auftreten. Sie gehören zur normalen Haut- und Schleimhautflora des Menschen, doch einige von ihnen können schwere Infektionen auslösen.¹
Besonders die beta-hämolysierenden Streptokokken sind als Krankheitserreger bekannt. Der Name leitet sich von ihrer Fähigkeit ab, Hämoglobin zu zerstören (hämolysieren). Anhand der Zuckerketten in ihrer Zellwand werden sie in verschiedene Gruppen eingeteilt, wobei Streptococcus pyogenes ein bekanntes Pathogen der Gruppe A ist.
Streptococcus pyogenes verursacht oft Infektionen im Nasenrachenraum, wie akute Tonsillitis (Mandelentzündung) oder Scharlach.² Diese können zu ernsten Folgeerkrankungen wie Rheumatischem Fieber oder Sepsis führen. Eine durchgemachte Infektion bietet keine dauerhafte Immunität, da Streptokokken verschiedene Toxine produzieren. Eine Impfung existiert nicht.
Übertragung von Streptokokken
- Streptokokken werden meist durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Sie gelangen über die Hände auf die Nasen-Rachen-Schleimhaut. Auch eine Tröpfcheninfektion, etwa durch Husten oder Niesen, spielt eine Rolle. Nach einer Ansteckung beträgt die Inkubationszeit 1 bis 3 Tage.
Verwechslung mit viralen Infekten
- Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Schluckbeschwerden, die bei Mandelentzündungen und Scharlach auftreten, können auch durch virale Infekte verursacht werden. Scharlach zeigt sich durch einen charakteristischen Hautausschlag und die sogenannte Himbeerzunge. Oftmals sind die Symptome jedoch nicht eindeutig, weshalb ein Streptokokken-Schnelltest in diesen Fällen helfen kann, die Notwendigkeit einer Antibiotikabehandlung zu beurteilen. Diese Tests werden in der Regel in Arztpraxen durchgeführt.
Schnelltests in Apotheken und online
In Apotheken dürfen nur Selbsttests für Corona, HIV und Influenza abgegeben werden. Andere In-vitro-Diagnostika, wie Streptokokken-Schnelltests, unterliegen dem Arztvorbehalt und sind daher rezeptpflichtig. Allerdings bieten verschiedene Internetanbieter diese Tests für die Selbstdiagnose zu Hause an.
Durchführung eines Streptokokken-Schnelltests
Ein Streptokokken-Schnelltest weist das Streptokokken-Antigen farblich nach. Dazu wird ein Rachenabstrich mit einem Tupfer genommen, das Sekret in eine Testflüssigkeit gegeben und die Flüssigkeit auf ein Testkit aufgetragen. Zwei farbige Linien zeigen die Anwesenheit des Antigens an: Eine Linie im Testbereich (T) und eine im Kontrollbereich (C). Jede Farbigkeit im Testbereich gilt als positives Ergebnis, die Kontrolllinie bestätigt die korrekte Durchführung des Tests.
Rachenabstrich richtig durchführen
Der Rachenabstrich sollte vor einem Spiegel erfolgen. Der Kopf wird nach hinten geneigt und der Mund weit geöffnet. Ein Zungenspatel drückt die Zunge nach unten, während der Tupfer den hinteren Rachenbereich und die Mandeln abtupft. Dabei sollten Zunge, Wangen und Zähne nicht berührt werden. Der Test wird sofort nach dem Abstrich durchgeführt.
Zuverlässigkeit der Schnelltests
Ein positives Testergebnis weist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Streptokokken-Infektion hin, insbesondere bei entsprechender Symptomatik. Nach einem positiven Test sollte ein Arzt konsultiert werden.
Ein negatives Ergebnis macht eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe A unwahrscheinlich, doch kann die Bakterienkonzentration zu niedrig sein. Bei unklaren Symptomen sollte der Test wiederholt und ärztlicher Rat eingeholt werden. Tests bei gesunden, symptomfreien Personen sind nicht sinnvoll, da diese Streptokokken-Träger sein können, ohne erkrankt zu sein.
Weitere Testverfahren
Das Rachensekret kann im Labor kultiviert werden, um Streptokokken eindeutig zu identifizieren. Dieser mikrobiologische Test ist genauer, dauert jedoch länger. Auch Antikörper gegen Streptokokken können im Blut nachgewiesen werden, meist bei Verdacht auf Folgeerkrankungen.
Therapie von Streptokokken-Infektionen
Infektionen mit Streptococcus pyogenes werden üblicherweise mit Penicillinen über 10 Tage behandelt. Bei Allergien gegen Betalactam-Antibiotika kommen Erythromycin oder andere Makrolide zum Einsatz. Fluorchinolone und Cotrimoxazol sind nicht ausreichend wirksam. Unter wirksamer Antibiotikatherapie sind Betroffene nach etwa 24 Stunden nicht mehr ansteckend.¹ Ohne Therapie können die Erreger wochenlang übertragen werden.
Aktuelle Situation in Europa
In einigen europäischen Ländern, wie Frankreich und England, häufen sich schwere Streptokokken-Infektionen bei Kindern unter 10 Jahren. Neben typischen Racheninfektionen treten vermehrt invasive Infektionen auf, bei denen die Bakterien ins Blut oder die Lunge gelangen.
In Deutschland sind solche Fälle bisher nicht vermehrt aufgetreten, doch Eltern sollten bei Atemwegsinfekten ihrer Kinder wachsam sein und frühzeitig einen Arzt aufsuchen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, betroffene Kinder auf Streptokokken zu testen und bei Bedarf eine frühe antibiotische Therapie zu beginnen.
Quellen:
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Streptococcus_pyogenes.html
- https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/infektionskrankheiten/grampositive-kokken/streptokokkeninfektionen